Karma? Muss das sein?

 

 

DSCI0309

Karma? Puuh! Muss das sein? Vergangenheit ist schießlich vergangen. Sollen wir hier in alten Inkarnationen rumwühlen oder was?
Nein, das muss nicht sein. Real ist nur die GEGENWART, das ewige Jetzt. Wenn Du Dich im Jetzt befindest, zentriert, entspannt und offen, ist Karma nicht existent. Wenn Du bei jedem Menschen, der Dir  begegnet – auch bei Deiner Mutter, Deinem Vater, Deinem Arbeitgeber, Deinem/r  Partner/in frisch, neu, ohne Erwartung, ohne Einschränkung, offen für den Raum der gegenwärtigen Begegnung bist, ist Karma nicht existent. Wenn nichts in Dir ist, wofür Du Dich schuldig fühlst, gibt es für Dich kein Karma. Wenn Du nichts wahrnimmst, wofür Du andere schuldig sprichst, egal ob sie es tun oder getan haben, brauchst Du Dich mir Karma überhaupt nicht befassen. Wenn Du keine Verstrickung zwischen Dir und jemand anders wahrnimmst, wenn Du alles verzeihst, weil Schuld für Dich gar nicht existiert, bin ich die letzte, die sagt, eine andere Inkarnation wäre irgendeiner Mühe wert.
Auf der Geistigen Ebene existiert Karma nicht. Aber nicht daß wir hier durcheinanderkommen: Auf dieser Ebene existiert auch keine Angst, keine Schmerzen, keine Hoffnungen und Enttäuschungen, und physische Taten haben keine Relevanz, außer als schöpferische Vermehrung von Freude, weil wir auf dieser Ebene immer ewige Kinder Gottes sind, strahlend, herrlich, rein, immer schon vollkommen.
Unser Bewußtsein hat seine Quelle in  dieser Ebene, seinen Ursprung, und daher fließt alle Kraft. Alle Heilung, die wirklich von Dauer ist, alle Veränderung, die tatsächlich einen „Quantensprung“ bedeutet, kommt aus dieser Ebene. Der Kontakt mit dem, was Ewig ist, relativiert das, was zeitlich ist. Total. Vollkommen. Und wär’s das schwerste Karma.
Nicht jeder Aspekt von uns selbst ist in dieser Geistigen Ebene zentriert. Zwar wird alle Energie daraus gespeist, aber nicht jeder Aspekt hat  seinen Wahrnehmungsschwerpunkt darin. Oder? Wenn das anders wäre, müßten Menschen wie ich hier glaub ich gar nicht soviel arbeiten! Keiner müßte mich um Hilfe fragen. Wir könnten uns alle in Liebe und Heiterkeit des ewigen Jetzt und der herrlichen Göttlichen Schöpfung erfreuen. Niemand würde Schmerz, Wut oder Kummer kennen.
Der Wahrnehmungsschwerpunkt von den meisten von uns liegt aber für einen Teil des Tages oder sehr oft auch durchgehend auf einem Aspekt, der sich als verletzt wahrnimmt. Als begrenzt, als abhängig, als enttäuscht, als wütend oder traurig, als mit vielfachen Stricken an andere gebunden durch das, was er gestern, vor einem Jahr oder vor tausend Jahren einem anderen tat oder was der ihm tat.
Dieser Wahrnehmungsschwerpunkt setzt viele Gedanken frei. Viele Gedanken, wie Du selbst seist, viele Gedanken, wie die anderen seien. Diese vielen Gedanken, Zuschreibungen, Zuordnungen, Erwartungen, von Erwartungen ausgelöste Wahrnehmungen bilden ein ganzes Netz. Ein ganzes komplexes Flechtwerk menschlicher Beziehungen. Denn die anderen denken ebenfalls ein solches Geflecht. Und diese Geflechte greifen ineinander und kulminieren in Schwerpunkten, wo zwei von uns sich einig sind, das wirklich etwas passiert ist: Da und da hast Du das gesagt. Dort hast du mich hängenlassen. Da hab ich das getan oder unterlassen. Das hätte ich nicht machen sollen. Das hat nämlich das und das mit Dir gemacht. Jawoll! Genau! Und deswegen, ja, deswegen…… fühle ich so, denke ich so, handele ich so.
Das ist Karma.
In der praktischen Arbeit hat Karma mit Trauma zu tun. Denn diese Kulminationspunkte sind in der Vergangenheit (bitte: Da muß man nur ein Geschichtsbuch aufschlagen) eben oft nicht nur ein Ehekrach gewesen, nicht nur Enttäuschung über eine ungerecht verteilte Erbschaft, nicht nur Wut über eine Affaire. Sondern ungleich härtere Dinge. Jeder der in die Historie guckt, kann sich da gut eigene Vorstellungen  machen, denn die, die im Mittelalter waren, im alten Griechenland, im alten Rom, die die chinesische Mauer bauten oder mit den Hunnen ritten… das waren keine anderen. Das waren wir. Und oft, wenn ein Mensch Wut hat über ein Verhalten eines Vorgesetzten, der eigenen Mutter, über sich selbst, ist hinter dieser Wut eine ganz andere Ladung, eine ganz andere Wucht, als es der gegenwärtigen Situation angemessen wäre. Da ist was dahinter, und ja… es ist Karma, und in der Psyche ist es eine Realität. Viele Dinge, die wir miteinander erlebten, führten dazu, daß wir uns Sachen heimzahlen wollten, daß wir DIESE Schlacht jetzt aber gewinnen wollen. Und viele Ängste, glaubt mir das, unter denen Menschen vor einer Prüfung leiden, vor dem kleinsten Konflikt, vor dem Vermieter oder gar vor dem eigenen Partner… viele dieser Ängste haben eine Wucht, ein Schwarz, einen lähmenden Charakter, ein Entsetzen, das niemals aus dieser kleinen gegenwärtigen Situation stammt.
 Viele der Dinge, die wir erlebten, führen zu bombenfesten Glaubenssätzen. Wer, weil er er seine Überzeugung vertrat, auf dem Scheiterhaufen landete, wird denken „Ich sag nix mehr! Nie mehr! Das ist tödlich!“ und wird diesen Satz nicht im Bewußtsein haben….durchaus nicht. Er wird ihm nicht in einer solchen Weise zugänglich sein, daß er vor mir auf dem Stuhl sitzen könnte und sagen:  „Hör mal, wenn ich mit meinem Professor rede, habe ich immer einen Kloß im Hals, und ich fühle, ich habe einen tiefen Entschluß gefaßt, nie mehr für mich einzustehen, weil ich projiziere, er hätte Macht über mich. Und ich nehme wahr, daß diese Struktur aus Todesangst kommt,  und könntest Du bitte so freundlich sein, mir Deine Geistige Wahrnehmung zur Verfügung zu stellen, damit ich diese Sache grade mal vergeben kann, denn das ist ja lästig?“ Gut, meine langjährigen Schülerinnen erleben das so. Denen sind die verschiedenen Ebenen des Unbewußten so offengelegt wie ein Buch mit Inhaltsverzeichnis, in dem man blättern kann und mit dem Finger zielsicher die Seite suchen. Die kommen zu mir mit einem präzisen Problem, benennbar, in seinen einzelnden Ebene erkennbar, und bitten einfach um eine kleine Hilfestellung bei der Auflösung – eine spirituelle Räuberleiter, sozusagen. Aber normalerweise? Nein, Freunde, so ist das normalerweise nicht. Normalerweise sitzt einer vor mir und fühlt sich gelähmt, verängstigt, blockiert, er hat den Kloß im Hals und wenn’s arg ist, bin selbst ich für ihn eine Autorität und deswegen kriegt er kaum was raus. Und wenn er was rauskriegt, ist seine Wahrnehmung, daß der Professor Macht über ihn hat, so bombenfest, daß sich daran erstmal gar nicht rütteln läßt.
Also mach ich mich ans Werk und übe mit meinem Clienten Ausdruck, Für-sich- Einstehen, arbeite an der Kindheit und an der Familie und so weiter…..wenn dann immer noch was bleibt, etwas tieferes, etwas, was fest sitzt wie Zement und einfach Angst ist…. dann macht es Sinn, nach diesem Glaubenssatz zu gucken: Ich sag nix mehr. Und wenn man diesem Glaubenssatz dann nachgeht, dieser Energie, findet man die Traumen auf, die zurückliegenden. Und kann sie heilen.
Damit kommen wir an den Punkt, den ich eben erwähnte: Auf der Geistigen Ebene ist Karma KEINE Realität. Und der Kontakt mit dieser Ebene ermöglicht eben die Heilung. Der Treffpunkt dieser beiden Ebenen? VERGEBUNG.
Und ein tieferes Verständnis, daß das, was wir in einer bestimmten Situation beschlossen haben, in dieser Situation vielleicht angemessen war…. aber es heute nicht mehr ist. Diese beiden Aspekte: Vergebung und tieferes Verständnis bringen die blockierte Energie ins Fließen, das, was ein riesiger Block in der Psyche war, kann endlich abtransportiert werden und wird irrelevant. Es verliert die Bedeutung. Bedeutung auf dieser Ebene ist letztendlich der Gedanke von Schuld, die man selbst hätte oder der andere hätte. Und ohne diesen Stachel tritt die Heilung ein, der Stachel wird aus dem Fleisch gezogen, und das blockierende Muster verschwindet.
Wenn wir in unserer „Auflösung alter Glaubenssätze“-Gruppe oder Einzelsitzungen an Karma haben, ist das das einzige Interesse, das wir haben: Freiheit. Den Menschen, der sich verstrickt, blockiert, gebunden fühlt, aus seinen Fesseln zu befreien, die mentalen und emotionalen Begrenzungen, die aus alten Traumen beschlossen wurden nötig zu sein, wieder aufzulösen. Deswegen starten wir immer mit dem, was dem Menschen das Problem macht: Angst, Unfähigkeit eine Beziehung zu führen (Keuschheitsgelübde?) dauernder Geldmangel (Armut geschworen?) oder viele andere Dinge. Wir gehen dieser Energie im Mentalen nach und finden die dahinterliegende karmische Struktur. Welcher König es war, dem wir folgte, welches Kloster, in dem wir wohnten, welche Fahne, unter der wir ritten, welche Hüte wir trugen…. ist eine ganz nette Unterhaltung, aber nicht der Kern der Sache. Ich will nicht verschweigen, daß diese Ebene SEHR unterhaltend sein kann, überaus lustig…und daß wir vor Lachen oft fast auf dem Boden liegen über den Unsinn, den wir Menschen so verzapfen. Aber das ist wirklich nicht der Kern der Sache. Und auch, ob wir „Opfer“ oder „Täter“ waren, ist für mich nicht relevant. Es zählt für mich nur die Heilung, die Vergebung, das Licht….und schwupps….
da ist sie, die Ebene, wo Karma nicht existiert. Nie existiert hat. Nie existieren wird. Wo Karma illusionär ist, war, und immer sein wird. Weil wir ewig sind, strahlend, rein, im ewigen Jetzt.
Da können wir dann die Köpfe schütteln und sagen: Karma? Nein, das muß nicht sein.